Ruanda, kleines unbekanntes Land in Ostafrika

Geschrieben am: 07. Februar 2025
- Murakaza Neza in Rwanda!
- Kigali, die Hauptstadt
- Akagera Nationalpark, die Suche nach den Big 5
- Nyanza, ein Blick in die Geschichte der Könige
- Nyungwe Regenwald
- Schimpansen Trekking
- Tee aus Ruanda
- Lake Kivu - Traditionen am Kivusee
- Volcanoes Nationalpark
- Gorilla Trekking
- Mein Fazit zu Ruanda
- Exkurs Ruanda heute und gestern
Murakaza Neza in Rwanda!
Das ostafrikanische Land Ruanda ist weitgehend unbekannt und noch fast so etwas wie ein weißer Fleck auf der touristischen Landkarte (wenn man einmal vom Gorilla Trekking absieht). Es ist etwas weniger als halb so groß wie die Schweiz und hat mit 14 Millionen Einwohnern bald doppelt so viele Einwohner wie unser Nachbarland. Ruanda ist ein Binnenland südlich des Äquators und grenzt an Tansania, Uganda, Burundi und die Demokratische Republik Kongo. Das Klima ist tropisch.
Ruanda ist das Land der 1.000 Hügel. Und in höheren Lagen sind die Temperaturen weniger hoch, so dass es ganzjährig angenehm warm ist. Die große Mehrheit der Bevölkerung lebt auf dem Land. Unterwegs begegnen dem Reisenden viele Menschen in farbenfroher Kleidung und Kulturlandschaften bestehend aus gepflegten Siedlungen, Bananenstauden, Reisfeldern und Teeplantagen. Die Ruander sind viel zu Fuß unterwegs. Das Fahrrad dient als Transportmittel Nummer 1 für Bananen, Ananas, Kartoffeln, Holz. Autos gibt es weniger als Mopeds. Besonders in Kigali ist die Straßenszene von Taxi-Mopeds und knallbunten Helmfarben geprägt.
Ruanda hat neben beeindruckenden Kulturlandschaften Sehenswürdigkeiten wie die
- Berggorillas an den Hängen der Virunga-Vulkane
- den Nyungwe-Regenwald mit unzähligen endemischen Tier- und Pflanzenarten
- den Big 5 Nationalpark Akagera im äußersten Osten des Landes
- den wunderschönen Lake Kivu mit seinem Urlaubsflair und
- zahlreiche, interessante Museen (darunter das bedeutende Genocide Memorial in Kigali)
zu bieten.
Meine persönliche Erfahrung ist, dass Ruanda für entdeckungsfreudige Reisende definitiv unterschätzt wird!
Was erwartet mich in Ruanda?
Kigali, die Hauptstadt
Bei meinem Anflug auf Kigali an einem frühen Morgen Ende Januar 2025 wird schnell klar, weshalb Ruanda den Beinamen Land der 1.000 Hügel trägt. Vom etwas erhöht gelegenen Flughafen hat man eine gute Aussicht auf die Umgebung. Wir fahren in die weitläufige Hauptstadt Kigali hinein, die sich auf knapp 1.600 m Höhe über mehrere Hügel erstreckt. Kigali wirkt auf den ersten Blick wie eine herausgeputzte, westliche Großstadt durchzogen von üppigem Grün mit zahlreichen Blütenstauden am Straßenrand. Ein Idyll, wäre da nicht der Straßenverkehr…
Unzählige Moped-Taxis fahren zwischen Autos hindurch. Die Helme sind knallrot und knallgelb (es gilt Helmpflicht). Ein farbenfrohes und lautes Durcheinander herrscht im Stadtverkehr von Kigali. Neben Mopeds, Autos und Fahrrädern gehen Fußgänger auf sauber gefegten Gehwegen. In Kigali ist alles geordnet: Es gibt Ampeln, Zebrastreifen und Kreisverkehre.
Wir besichtigen verschiedene Hotels, darunter Heaven, Marriott und Four Points by Sheraton. Auch am historischen Hotel des Milles Collines kommen wir vorbei. Wohnen dürfen wir bei unserer Rückkehr nach Kigali im luxuriösen, zentral gelegenen und doch grünen Hotel Retreat mit Pool, Boutique und Fitnesscenter.
Am herausgeputzten Convention Center von Kigali, dem bei seiner Fertigstellung teuersten Gebäude von ganz Afrika, das im Stil eines früheren Königspalastes gebaut wurde, kommen wir nur kurz vorbei. Eine Besichtigung im Inneren findet nicht statt.
Zeit nehmen wir uns am Ankunftstag für das Kigali Genocide Memorial Centre. Zum besseren Verständnis des Landes und seiner Bevölkerung kann ich den Besuch dieses Museums mit Gedenkstätte uneingeschränkt empfehlen. Ich spürte dort Optimismus und gemeinsames Nachvorneschauen aller Ruander. Der Völkermord in Ruanda ist bald 31 Jahre her.
Akagera Nationalpark, die Suche nach den Big 5
Noch am selben Nachmittag machen wir uns auf den Weg zum Akagera Nationalpark. Hier leben u.a. die Big 5. Für 110 Straßenkilometer auf bestem Asphalt benötigen wir aufgrund von Stau in Kigali, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Siedlungen und vielen Kurven 3,5 Stunden. Wie viele Kurven es in Ruanda gibt, weiß ich nicht. Auf meiner Reise habe ich sie nicht gezählt. Die längste gerade Strecke in Ruanda tippe ich auf max. mehrere hundert Meter. Ruanda kann man nicht nur wegen der Hügel und Berge als die Schweiz Afrikas bezeichnen. Das Straßennetz ist bereits jetzt (Stand: Januar 2025) so gut ausgebaut, dass GoogleMaps auf meiner Reise regelmäßig richtig liegt.
Unterwegs zum Akagera Nationalpark machen wir einen kurzen Halt bei der Imigongo Art Gallery mit modernem Café, Minimarkt, Souvenirshop und WC.
Wir nächtigen in der Akagera Game Lodge, einem Hotel im Süden des an Tansania angrenzenden Akagera Nationalparks mit Blick auf den Lake Ihema. Auf dem zweitgrößten See des Landes kann man eine Bootsfahrt unternehmen und sieht Flusspferde im Wasser, Vögel in den Bäumen und Krokodile am Ufer. Am Seeufer liegt die Ruzizi Tented Lodge von African Parks mit ursprünglichem Safari-Flair und Platz für max. 20 Gäste.
Am Abend werden wir von einem heftigen Gewitter überrascht und am nächsten Tag ist der Himmel grau und wolkenverhangen. Unsere Fahrt in den Norden des Nationalparks (auf Piste) dauert 3 Stunden. Wir halten nur kurz am Ufer eines Sees und beobachten dort Eisvögel, Schlangenhals und Flusspferde. Abseits der Pisten im Westen des Parks, liegt ein immenses Feuchtgebiet, ein wahres Vogelparadies, mit nahezu unberührten Papyrus-Sümpfen, in denen sich auch der seltene Schuhschnabel versteckt. Wir sehen auf der Fahrt einen Elefanten, Giraffen und Warzenschweine. Durch den grünen Busch lassen sich Wildtiere nicht einfach erspähen.
Das exklusive 5* Camp Magashi liegt in einer privaten Konzession von Wilderness im Norden des Akagera Nationalparks. Von seinem luxuriösen Safarizelt aus kann der Gast Flusspferde im See Rwanyakazinga beobachten. Pirschfahrten und Bootstouren sind im Paketpreis inklusive.
Im Norden des Nationalparks schauen wir uns zudem das Karenge Bush Camp by African Parks an, das frisch renoviert in neuem Glanz erstrahlt und von jedem Zelt eine fantastische Aussicht über die Kilala Ebene bietet.
Auf einer kurzen Pirschfahrt über die Kilala Ebene sehen wir zuvor Zebras, Topis, Impalas, Giraffen und Vögel. Hier im Norden des Parks sind Pirschfahrten durch den etwas spärlicheren Bewuchs mehr von Erfolg gekrönt. Die Landschaft ist im gesamten Park meines Erachtens überall wunderschön. Es gibt in Ruanda Malaria und im Akagera Nationalpark begegne ich zusätzlich einigen wenigen TseTse-Fliegen. Ein guter Insektenschutz aus langer, dünner Kleidung, Moskitospray und Malariaprophylaxe erweist sich wieder einmal als ideal (am besten keine blaue oder schwarze Kleidung).
Leider habe ich nur eine Nacht im Akagera Nationalpark verbracht. Und für Safari benötigt es mehr Zeit, dennoch genieße ich diesen Abstecher ab Kigali. Die Rückfahrt vom Norden des Parks dauert ca. 3,5 Stunden. Mir kommt sie fast kürzer vor als die Hinfahrt in den Süden.
Nyanza, ein Blick in die Geschichte der Könige
Nach einer Zwischenübernachtung in Kigali treffen wir uns um 6 Uhr zum Frühstück. Und nach knapp 3 Stunden Fahrt erreichen wir das 100 km entfernte King's Palace Museum in Nyanza. Es zeigt traditionelle Rundpaläste aus Naturmaterialien und den gemauerten, modernen Palast des letzten Königs von Ruanda und beschreibt die Herrschaft der Könige bis 1961. Auf dem Gelände werden uns auch Watussi-Rinder gezeigt, eine Züchtung von Rindern mit extrem langen Hörnern. Kühe sind in Ruanda traditionell heilig, königlich und ein Zeichen von Reichtum. Als Nahrung dienen eher Ziegen und Gemüse.
Am Straßenrand und vor Häusern sehe ich im Vorbeifahren regelmäßig, wie Mais gegrillt wird. Aus Maismehl und Wasser wird in Ruanda Ugali gekocht. Frisch geerntet werden zudem Bananen, Ananas, Baumtomaten, Tomaten, Kürbisse, Kartoffeln, Kohl, Zwiebeln und mehr. Agatogo ist ein Kochbananengericht. Oft wird Reis gereicht, manchmal gibt es Süßkartoffeln. Aus Bananen und oder Sorghum-Hirse wird in Ruanda Bier gebraut. In unseren Unterkünften essen wir auch Ziegen-Köfte, Tilapia-Fisch oder Nudeln und trinken neben frisch gepressten Säften und Smoothies lokales Bier wie Primus, Skol oder Virunga.
Nyungwe Regenwald
Am Nachmittag erreichen wir nach weiteren 2 bis 3 Stunden Fahrt über kurvenreiche Straßen bergauf den Nyungwe Bergregenwald. Mit 13 Affenarten, über 300 Vogelarten, jeweils 100 Schmetterlingsarten und Orchideenarten sowie Chamäleons ist Nyungwe extrem artenreich. Auf einer Höhe von ca. 2.400 m liegt der Canopy Walkway aus Dschungelpfad und 3 Hängebrücken über den Baumwipfeln. Hier leben die endemischen L'Hoest-Affen, Schimpansen und der Riesenturako. Letzteren bekommen wir tatsächlich im grünen Dickicht zu Gesicht, als wir zum Canopy Walkway hinabsteigen. Die Artenvielfalt und die Aussicht von den Hängebrücken sind atemberaubend – überall Regenwald! In der Nähe baut African Parks gerade eine neue Unterkunft.
Wir aber fahren hinab zum Mantis Kivu Marina Bay am südlichen Ende des Kivusees. Da wir bei Dunkelheit ankommen und früh wieder aufbrechen, erhaschen wir vom größten See des Landes nur einen kurzen Blick.
Schimpansen Trekking
Am lohnenswertesten ist ein Schimpansen Trekking früh am Morgen. Wenn man es schafft, bei den Schimpansen zu sein, wenn diese aufwachen, muss es ein unvergessliches Erlebnis sein. D.h. die Wanderung startet bereits ca. um 6.00 Uhr am Morgen.
Ganz so früh sind wir noch nicht auf den Beinen. Die Anfahrt zum Ausgangspunkt unserer Wanderung dauert 1,5 Stunden. Die letzten 12 km sind holprige Piste, die durch Dörfer und vorbei an Teeplantagen führt.
Die Gemeinschaft von Schimpansen, auf deren Spuren wir sind, besteht aus 37 Individuen.
Wir treffen unseren Guide und machen uns mit Stöcken auf den Weg über ausgetretene Waldpfade durch den schier undurchdringlichen Dschungel. Dornen gibt es zum Glück kaum und aufgrund der Höhenlage auch keine Malaria. Dennoch sind gute Wanderschuhe, lange Hosen und vielleicht sogar Gamaschen zu empfehlen, um beißende Ameisen fernzuhalten.
Die Wanderung erfordert Fitness. In zügigem Tempo geht es teilweise steil bergauf. Wir treffen auf die vier Tracker, die Schimpansen für uns aufgespürt haben – leider sind es nur drei Tiere, von denen sich zwei umgehend bei unserer Ankunft in ihre Nester zurückziehen.
Wir beobachten den einen verbliebenen Schimpansen, wie er Früchte auf halber Höhe in einem Baum sitzend genießt. Bis nach ca. 30 Minuten tatsächlich auch die anderen beiden Tiere aus ihren Nestern hoch oben in den Bäumen klettern, zunächst nur als Schatten und dann immer besser zu sehen sind. Nach ca. 1 Stunde (das ist die maximal erlaubte Besuchszeit) klettern alle drei Schimpansen auf den Boden hinab und verschwinden im Grün des Dschungels. Unser Schimpansen Trekking dauert heute knapp 3 Stunden.
Es gibt in Nyungwe aktuell noch drei weitere, habituierte Schimpansen-Gemeinschaften. Wir lassen uns sagen, dass diese oft noch etwas schwieriger zu finden und zu erreichen sind. Jede Gemeinschaft darf am Tag höchstens zwei Mal besucht werden.
Für mich ist es ein unvergessliches Erlebnis. Mit Fernglas und Kamera beobachte und fotografiere ich die Menschenaffen. Unser Guide erklärt uns interessante Details aus dem Leben der Schimpansen. Das Schimpansen Trekking kostet aktuell USD 90 pro Person (Stand: Januar 2025).
Tee aus Ruanda
In der Gegend um den Nyungwe Regenwald gibt es zahlreiche Teeplantagen. Vor der Reise war mir gar nicht bewusst, dass für Ruanda der Export von Tee ebenso bedeutsam wie der Export von Kaffee ist.
Inmitten einer Teeplantage liegt das One & Only Nyungwe House, eine ideale Ausgangsbasis zur Erkundung des Nyungwe Regenwalds und für ein Schimpansen Trekking. Wir werden mit einem Tee empfangen und genießen trotz Regen ein Mittagessen auf der Terrasse, nachdem wir uns die Unterkunft angesehen haben.
Gerne hätten wir selbst noch Tee auf einer Plantage gepflückt und mehr über die Weiterverarbeitung der grünen Blätter erfahren. Doch leider fiel diese Aktivität buchstäblich ins Wasser.
Lake Kivu - Traditionen am Kivusee
In strömendem Regen brechen wir auf nach Kibuye in der Mitte des Kivusee-Ufers. Hier steht Kajak fahren auf dem Programm. Zum Glück sind wir knapp 3 Stunden unterwegs, bis wir unser Ziel erreichen. Und tatsächlich, kurz vor unserer Ankunft stoppt der Regen und es klart langsam auf. Am Ufer des Kivusees ist es angenehm und unerwartet warm.
2 Stunden paddeln wir über den See, vorbei an kleinen und größeren Inseln, beobachten Eisvögel, Kormorane und Kühe, die schwimmen.
Unser Mittagessen genießen wir mit Aussicht über den malerischen Kivusee. Die Hotelzufahrten sind eng und steil. Alle Unterkünfte liegen am Hang und bieten schöne Ausblicke. Wir besuchen das kleine Inn on the Lake, die tropische Cormoran Lodge mit ihren Holzbungalows und die neue, chice Umurobyi Lodge. Übernachten werden wir im Cleo Hotel, wo etwas Zeit bleibt, eine Runde im Kivusee zu schwimmen, was völlig ungefährlich ist. Das Wasser empfinde ich als angenehm kühl und erfrischend.
Durch Zufall sehe ich das Auslaufen der Fischerboote begleitet vom rhythmischen Gesang der Fischer. Was für ein untouristisches Schauspiel! Am Abend sitzen wir am Lagerfeuer und schauen den Einheimischen bei traditionellen Tänzen zu.
Eine Bootstour zum Sonnenaufgang war für den nächsten Morgen geplant. Doch leider klappte die zeitliche Abstimmung nicht. Das kann passieren, das ist Afrika!
Volcanoes Nationalpark
Wir verlassen die Kivu Belt Road und fahren durch das Landesinnere zum Volcanoes Nationalpark, dem Höhepunkt jeder Ruanda-Reise. Unser Zwischenstopp in Gisenyi am Kivusee wird aufgrund der Grenznähe zu Goma kurzfristig gestrichen.
Der Empfang in The Bishop’s House ist sehr herzlich. Jedes Zimmer ist individuell gestaltet und das Essen sehr lecker. Wir sind begeistert vom freundlichen Service und fühlen uns sofort wohl.
Im Dian Fossey Gorilla Fund geht uns einmal mehr etwas die Zeit aus, da dieser bereits um 17 Uhr schließt. Ich empfehle zwei Stunden in der Ausstellung einzuplanen, um mehr über die Berggorillas und Dian Fossey’s Erbe zu erfahren. Auch ein Nachbau ihrer Hütte, in der sie bis in die 1980er zwischen den Virunga-Vulkanen Karisimbi (mit 4.507 m die höchste Erhebung des Landes) und Bisoke gelebt und geforscht hat, ist im Museum zu sehen.
Dass die Temperaturen auf 2.600 m Höhe niedriger sind, spüren wir in unseren kurzen Hosen am späten Nachmittag sofort. Am Kamin des Bishop’s House wärmen wir uns auf. An die Benutzung des großen, von Grün umgebenen Pool ist eher nicht zu denken.
Am nächsten Tag besichtigen wir das One & Only Gorilla’s Nest, eine großzügige Anlage in einem riesigen Garten-Waldgebiet, die Amakoro Songa Lodge, die durch ihre Lage ganz in der Nähe des Besucherzentrums des Volcanoes Nationalparks besticht sowie das neue Farmhouse, eine Luxusunterkunft mit Pferden. Dort lernen wir wie Chia wächst und bekommen leckere, frisch zubereitete Snacks zum Kosten – ganz nach dem Motto: von der (Bio-)Farm in den Mund.
Mein Highlight ist die gemütliche Bisate Lodge by Wilderness mit traumhaftem Vulkanblick. Moderner und luxuriöser ist das neue Bisate Reserve mit riesengroßen Suiten, eigenem Jacuzzi auf der Terrasse und atemberaubender Aussicht.
Gorilla Trekking
Das Ende meiner Reise ist gekommen, aber das Beste hebt man ja bekanntlich bis zum Schluss auf: In der Früh geht es zum Besucherzentrum des Volcanoes Nationalparks, wo sich alle Gorilla-Permit-Inhaber und Guides treffen, bevor die Gruppen von max. 8 Besuchern auf die verschiedenen Gorilla-Familien aufgeteilt werden.
Anschließend geht es für uns in knapp 30 Minuten mit dem Fahrzeug zum Ausgangspunkt der Wanderung. Die Strecke führt durch Dörfer und über Stock und Stein. Unser Gorilla Trekking beginnt entlang von Feldern. Es geht beständig bergauf, bis wir die Grenze zum Volcanoes Nationalpark erreichen. Dieser ist durch eine Mauer aus Vulkanstein gekennzeichnet. Schlagartig ändert sich die Umgebung. Nach wenigen Schritten stehen wir inmitten des grünen Nebelwaldes. Das Wetter meint es heute gut mit uns: Die Sonnenstrahlen fallen teilweise bis auf den Urwaldboden.
Die Tracker haben gute Vorarbeit geleistet und so dauert es nicht lange, bis wir unsere Gorilla-Familie namens Kwitonda erreichen. Kwitonda bedeutet so viel wie humble (bescheiden). Es gibt aktuell viele Jungtiere, die spielen und herumtollen. Der jüngste Familienzuwachs ist gerade einmal eine Woche jung. Durch das grüne Dickicht ist es nicht immer leicht, die Gorillas zu beobachten – geschweige denn gute Fotos zu schießen. Aber der Anblick und das Gefühl, diesen zwar habituierten, aber wilden Tieren so nahe zu sein, sind unbeschreiblich. Ungefähr 15 Berggorillas sind um uns herum – teilweise fast schon über uns, wenn Sie Baumstämme emporklettern. Der große Silberrücken ist vorwiegend mit Ruhen beschäftigt, während die Schwarzrücken fressen und die Muttertiere mit ihrem Nachwuchs kuscheln. Die große Ähnlichkeit zu uns Menschen ist hautnah zu spüren.
Nach 1 Stunde Beobachtungszeit treten wir seelig den Rückzug an. Und nach einer schnellen Dusche im Bishop’s House sind wir auch schon auf dem Rückweg nach Kigali (gute 2,5 Stunden Fahrtzeit). Zu erwähnen bleibt noch, dass unsere Wanderstiefel dank der netten Angestellten des Bishop’s House in neuem Glanz erstrahlen und nicht schmutzig eingepackt werden mussten.
In Kigali findet für uns noch eine kleine Touristikmesse mit Meetings und Abendessen statt. Im Anschluss geht es per Nachtflug via London Heathrow zurück nach Hause.
Mein Fazit
Ruanda ist so viel mehr als ‚nur‘ Gorilla Trekking. Nehmen Sie sich Zeit, das Land auch abseits der ausgetretenen Pfade zu erkunden und ein paar Ruander kennenzulernen!
‚Heal the world
make it a better place
– for you and for me
and the entire human race‘
Diese Zeilen sind mir im Kopf geblieben, weil auch ich Jahre lang den Genozid in Ruanda im Kopf hatte, bevor ich erfuhr, wie wunderschön das Land ist. Apokalypse war das Wort, mit dem Ruanda Mitte der 1990er in Verbindung gebracht wurde. Aber Ruanda wurde über die letzten Jahrzehnte stetig aufgebaut, die Wirtschaft floriert, es gibt mehr und mehr Schulen in ländlichen Gebieten, die Menschen sind krankenversichert, der medizinische Sektor wird besser und besser, so dass der Lebensstandard auch für die einfache Bevölkerung angenehmer wird, und es gibt Verkehrsregeln, die für erhöhte Sicherheit sorgen. Ruanda wurde geheilt.
Exkurs zum Leben in Ruanda heute und zur Geschichte

Ich liebe es, ferne Länder zu erkunden. Seit ich das erste Mal in Namibia war, bin ich so fasziniert von Afrika, dass ich fast nur noch auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs bin. Sundowner und Pirschfahrten sind Entspannung pur! Ich durfte bereits vielfach tolle Safaris (und auch Berggorillas) erleben, traumhafte Landschaften durchfahren und außergewöhnliche Camps und Lodges kennenlernen - ob in Tansania, Ruanda, Südafrika, Botswana oder Namibia.