Familien-Safari im Norden von Namibia

Tobias Odziomek
Von Tobias Odziomek
Geschrieben am: 01. März 2023
Reisebericht Namibia

Flug und Mietwagen

Mit Eurowings Discover ging es von Frankfurt nonstop nach Namibia. Auf dem Nachtflug konnten wir ein bisschen schlafen, auch wenn die Bestuhlung eher eng ist. Wer was zu trinken will, muss fragen oder sich ggf. selbst etwas holen. Der Service an Bord ist in Ordnung. Kopfhörer und Decken sind kostenpflichtig (das ändert EW Discover Stand Juni 2023).

Am Vormittag übernahmen wir unseren Mietwagen am Flughafen von Windhoek, ca. 40 km außerhalb der Stadt, einen geräumigen 4WD unseres Partner Europcar. Unser Weg führte uns direkt in den Norden. Durch Windhoek hindurch und dann immer auf der sehr gut ausgebauten B1 bis Otjiwarongo, wo wird müde ankamen.

Otjiwarongo & Krokodile

Otjiwarongo ist eine Kleinstadt, die schon vor über 100 Jahren wenige Jahre nach Stadtgründung an das Bahnnetz angeschlossen wurde. Eine alte, in Deutschland erbaute Dampflok steht vor dem Bahnhof. Der Aufstand der Herero und Damara begann hier, was Otjiwarongo zu einer historisch interessanten Stätte macht.

Zu besichtigen gibt es in der Stadt wenig. Wir halten an der Crocodile Farm und lernen etwas über die Krokodilszucht. Wir sehen einen Teil der über 3.000 größeren und kleineren Nilkrokodile. Ein- bis zweijährige Tiere dürfen wir sogar halten. Die Krokodilshaut zu berühren, ist besonders. In der Crocodile Farm gibt es auch ein gut besuchtes Garten-Restaurant. Wir aber sind nur auf der Durchreise.

Cheetah View Lodge und Geparden

Ca. 45 km und 45 Fahrminuten von Otjiwarongo entfernt, liegt der Cheetah Conservation Fund mit der angeschlossenen Cheetah View Lodge, einer netten 3* Unterkunft mit jeweils zwei Zimmern pro Bungalow (ohne Zwischentür). Das Essen im Restaurant ist typisch namibisch und lecker. Der Cheetah Conservation Fund ist eine gemeinnützige Einrichtung zum Schutz der Geparden. Namibia gilt als Land mit der größten Gepardenpopulation. Doch leider gibt es Konflikte zwischen Mensch und Raubkatze. Geparden sind die schnellsten Landtiere der Welt. Ihr Körperbau ist grazil. Daher sind sie leider auch die schwächsten Raubkatzen. Farmer und Geparden geraten immer wieder in Konflikte. Geparden sind (im Gegensatz z.B. zum Leoparden) tagaktiv und werden daher leichter geschossen. Der Cheetah Conservation Fund (CCF) hat es sich schon 1990 zur Aufgabe gemacht, Farmer aufzuklären. Und es bleibt nicht allein bei der Aufklärungsarbeit: Der CCF züchtet u.a. anatolische Hütehunde, die sehr günstig an Farmer verkauft werden. Die Hunde wachsen mit Herdentieren wie Ziegen auf und lernen von klein an, die Herde zu beschützen. Einfache Ziegenhirten profitieren sehr von einem Hütehund.

Beim CCF kann man auch sehen, wie schnell Geparden sprinten. Es wird vormittags ein Cheetah Run angeboten, bei dem man die Geschwindigkeit der Geparden hautnah erlebt. Da beim Gepardenlauf ein Mindestalter für Kinder von 16 Jahren gilt, nehmen wir am Cheetah Drive teil. Hier haben wir die Gelegenheit, einige Geparden vom Safarifahrzeug aus zu beobachten und zu fotografieren. Anschließend gibt es eine Führung durch das Camp des CCF mit Museum und den Hütehunden.

Okonjima Nature Reserve und Leoparden

Unsere nächste Station ist Okonjima. Das private Naturreservat hat sich auf Leoparden fokussiert. Einst eine Farm, wurden alle Farmaktivitäten eingestellt. Okonjima startetet mit Natur- und Tierschutz – speziell Raubkatzen (Geparden und Leoparden), wobei die Arbeit mit Geparden inzwischen fast komplett eingestellt ist.

Sehr interessant ist Okonjima als Anlaufstelle für Leoparden-Sichtungen. Auf dem täglichen (i.d.R. nachmittags) Leopard Drive werden die mit Sendern ausgestatteten Tiere vom Guide gesucht. Das Mindestalter beträgt 6 Jahre. Auf der Leoparden-Pirschfahrt hat man aber auch die Möglichkeit, andere Tiere zu sichten. Allen voran Antilopen und Warzenschweine sowie – je nach Saison – zahlreiche Vögel. Anfangs suchte unser Guide lange nach einem Leoparden. Als dann endlich eine Leopardendame mit Jungtier gefunden ist, verstecken sich die beiden so gekonnt im Busch, dass uns nur eine kurze Sichtung von Weitem zwischen Geäst möglich ist – leider nichts für Kinder. Doch unsere Geduld wurde am Ende belohnt. Am Wegesrand saß ein Leopard und wartete förmlich auf unser Safarifahrzeug. Er schlich über die Straße und wir konnten ihn lange beobachten. Am Ende sollte dieser Leopard nicht der einzige bleiben, den wir zu Gesicht bekamen. Unzählige Schnappschüsse haben wir mitgebracht.

Nashörner auf Okonjima

Auf Okonjima leben auch einige Nashörner, Giraffen, Zebras. Unten den Antilopen finden sich Kudu, Oryx, Springbock, Impala und das große, schwere Eland. Und so lohnt in jedem Fall eine zweite Pirschfahrt. Wir haben uns auf die Nashörner fokussiert und wurden nicht enttäuscht. Da Nashörner heutzutage leider gefährlich leben, werden die Nashörner auf Okonjima von Rangern rundum die Uhr überwacht und so war es uns möglich, diese leicht zu finden und zu beobachten – ein wunderbares Erlebnis wie sich eines der Breitmaulnashörner im Schlamm suhlte – gefolgt vom typischen Sundowner in Afrika: zum Sonnenuntergang halten wir an einer schönen Stelle im Busch, essen ein paar Snacks und nehmen einen Drink zu uns – die Erwachsenen gerne mit Alkohol. Auch für die Kids ist gesorgt: es gibt Chips, Appletizer, Cola, Fanta oder Säfte.

Okonjima Plains Camp

Das familienfreundliche Plains Camp auf Okonjima wurde gerade aufgefrischt und sieht einfach herrlich aus. Modern und gemütlich ist es eingerichtet mit Farm-Dekor und Aussicht ins Bushveld. Im Restaurant verwöhnen wir uns jeden Morgen mit einem umfassenden Frühstück auf der schattigen Terrasse.

Hochsommer in Namibia

Wir sind im Hochsommer unterwegs – der namibischen Regenzeit, häufig wird es zu dieser Jahreszeit tags über 30° C heiß und auch schwül. Die Regenzeit ist im trockenen Land Namibia nicht besonders ausgeprägt. Es können sich Gewitter aufbauen und dann bei Starkregen niedergehen. I.d.R. regnet es aber nicht tagelang durch. Pisten verwandeln sich schnell in Schlamm- oder Wasserschlachten , ein 4WD ist von Vorteil.

Die Bungalows sind geräumig und ruhig gelegen, liegen jedoch einige Schritte vom Haupthaus entfernt. Geparkt wird direkt vor dem eigenen Bungalow.

Etosha Heights Private Reserve

Unser nächstes Ziel der Reise war Safarihoek im Etosha Heights Private Reserve am Rande des weltberühmten Etosha Nationalparks. Jetzt geht es für uns etwas länger auf Piste. Wir erreichen die Lodge mit einem Platten, ein Nagel steckte im Reifen. Die überaus freundlichen und sehr hilfsbereiten Mitarbeiter von Safarihoek haben uns das Reserverad aufgezogen. Wir wurden herzlichst empfangen und der Service ist super persönlich. Vom leckeren Essen gab es fast schon zu viel. Das beste aber sind die Aussicht und die Pirschfahrten im Etosha Heights Reserve. Der Zaun zum Etosha Nationalpark ist teilweise von Elefanten niedergetrampelt. Es gibt Verhandlungen, den Zaun zwischen dem Nationalpark und dem privaten Reservat komplett abzubauen, damit die Tiere frei hin- und hergehen können.

Elefanten auf Etosha Heights

Auf Safarihoek gefällt besonders den Jungs die Pirschfahrt. Hier geht es etwas ruppiger zu, unser Guide fährt schnell, um die wilden Tiere zu finden. Die Tiere hier verfügen über keinen Sender und unser Guide muss selbst Spuren lesen – ein wahres Abenteuer! Wir finden täglich eine Elefantenherde an verschiedenen Wasserlöchern. Die Begegnung mit den sanften Riesen ist immer wieder beeindruckend. Besonders bei Einbruch der Dunkelheit können wir die Elefanten fast schon spüren, die Kinder sind begeistert.

Auch mit einem Spitzmaulnashorn haben wir eine Begegnung. Unser Guide hält gebührend Abstand. Denn die tierische Artgenossen sind bekannt für etwas mehr Aggressivität. Mit ihrem spitz geformten Maul fressen sie gerne von Dornbüschen, während die Breitmaulnashörner, die als weniger aggressiv gelten, wie ein Rasenmäher das Gras vom Boden abgrasen.

Löwen auf Etosha Heights

Außerdem machen wir uns auf die ‚Jagd‘ nach Löwen – nicht ganz einfach, sie in der Hitze zu finden. Während der Pirschfahrt kommt ein großes Löwenrudel dann am Wasserloch unterhalb der Lodge vorbei, wir werden über Funk davon in Kenntnis gesetzt. Bis wir zurück sind, sind die Löwen verschwunden. Frühes Aufstehen und stundenlanges Suchen erschien umsonst. Zunächst sind wir enttäuscht. Dann aber meint unser Guide, er möchte noch eine letzte Sache prüfen, steigt auf sein Fahrzeug und sieht vom Dach, dass das Löwenrudel es sich nur wenige Meter von uns entfernt nach getaner Arbeit unter Büschen und Sträuchern gemütlich gemacht hat. Die Löwen müssen nach dem Fressen zum Trinken ans Wasserloch gegangen sein und sind anschließend nicht mehr weit gewandert. Wir können kaum glauben, wie gut sich die imposanten, starken und großen Löwen tarnen.

Überraschendes auf Etosha Heights

Eines frühen Morgens durften wir teilhaben, wie ein Gepard (vermutlich erfolgreich) Jagd auf ein Impala machte. Es ging rasend schnell, für die Kameras war das nichts. Dabei zu sein, war jedoch etwas ganz Besonderes. Ein wilder Gepard, der zufällig genau dann jagt, wenn wir aus sicherer Entfernung im Safarifahrzeug, dort sind – unvergesslich!

Zur golden hour halten wir auf den Nachmittagspirschfahrten an und genießen unseren Sundowner. In der weiten Savanne berührt uns das besonders.

Etosha Nationalpark

Unsere nächste Etappe führte uns hinein in den Etosha Nationalpark. Nach all den vielen beeindruckenden Tiersichtungen war es allerdings als Selbstfahrer etwas mühsam. Die Hitze machte es nicht besser. Das tollste Erlebnis an diesem Tag war ein heraufziehendes Gewitter, das uns inmitten des Etosha Nationalparks dann auch eingeholt hat – die Kraft der Natur, der Starkregen, das hatte was. Die beste Tiersichtung war eine Hyäne am Wegesrand. Tüpfelhyänen sind ganz schön groß haben die Kinder festgestellt. Ansonsten gab es noch eine riesige Straußen-Familie und Giraffen. An den Wasserlöchern sahen wir zahlreiche Zebras, die immer wieder wunderschön anzusehen sind und Antilopen, hauptsächlich Springböcke, sowie ein paar Geier. Es gab noch die eine oder andere gute Vogelsichtung, aber damit waren die Kinder weniger zu begeistern als mit dem Pool unser Lodge außerhalb des Nationalparks. Verständlich an so einem heißen Tag.

Grundsätzlich sind die Chancen im Etosha Nationalpark wirklich sehr gut, Elefanten und vielleicht auch einen Löwen zu sehen. Giraffen, Zebras, Springböcke und Impalas gibt es fast schon überall.

Fazit

Ein paar Tage intensive Safari waren genug für uns alle. Wer jeden Tag früh zur Morgenpirsch aufsteht, braucht irgendwann auch Ruhe am Pool (!). Besser ist es, zuerst selbst durch den Etosha Nationalpark zu fahren und anschließend mit erfahrenen Guides oder Rangern auf Safari zu gehen. Was man dabei lernt ist toll, die Sichtungen sind teils spektakulär und die (größeren) Kinder haben ihr Englisch aufpoliert.

Tobias Odziomek
Über den Autor
Tobias Odziomek

Eine Wanderung durch den Abel Tasman National Park bei strahlendem Sonnenschein und menschenleeren Stränden – das war eines meiner Highlights in Neuseeland… Spätestens seit ich dann zum ersten Mal in Namibia war, hatte mich dann auch das Virus Africanus fest im Griff. Seither zieht es mich regelmäßig ins südliche Afrika als Selbstfahrer.